10.06.2022

Biomethan aus Bruck an der Leitha

Fährt man auf der Ostautobahn Richtung Budapest, fällt einem zwischen all den Windrädern kurz vor dem Knoten Bruckneudorf vielleicht auch die Silhouette einer Biogasanlage auf. Die Produktionsstätte Bruck a.d. Leitha ist seit 2004 in Betrieb, 10 Jahre lang wurde hier Ökostrom erzeugt und in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Seit 2014 bereitet die Anlage Rohbiogas in industriellem Maßstab zu Biomethan auf. Pro Jahr werden 34.000 Tonnen organische Reststoffe verarbeitet, als Substrat für die Vergärung dienen hauptsächlich Abfälle aus der Lebensmittel-, Futtermittel- und Agroindustrie sowie Küchen- und Kantinenabfälle. Erzeugt und eingespeist werden jährlich 3,3 Mio. m3 Biomethan. Darüber hinaus versorgt sich die Anlage selbst mit Strom und Wärme.

Biogasproduktion / Fermentation

Am Eingang des Geländes werden die Lkw, die das Substrat anliefern, zur Dokumentation gewogen. Tierische und verpackte Stoffe müssen vor der Weiterverarbeitung durch thermische Behandlung bei 70 °C für über eine Stunde hygienisiert werden. In der Folge werden die verschiedenen Stoffe in einem Mischtank homogenisiert.

Danach geht es weiter in die Fermenter. Die drei Haupt-Fermenter werden täglich automatisch mit insgesamt etwa 100 Tonnen Material befüllt. Dort bleibt es für über 90 Tage. Ein zentrales, vertikales Rührwerk und eine Heizspirale, die den Tank auf 38 °C aufheizt, generieren die passenden Bedingungen für die Vergärung.

Der Großteil des Biogases – mit einer Zusammensetzung aus etwa 60 % Methan, 32–36 % CO2 und einem kleinen Anteil anderer Gase – entsteht hier. In den beiden Nach-Gärfermentern wird die organische Masse weiter abgebaut. Jeder der Nach-Gärfermenter hat drei an der Wand montierte Rührwerke und eine Kapazität von 5.000 m3. Hier wird auch das Gärsubstrat, bei dem es sich um einen vollwertigen organischen Dünger handelt, zwischengelagert. Bevor es auf die landwirtschaftlichen Flächen ausgetragen werden kann, muss es durch Sieben von möglichen Störstoffen befreit werden. Um Sinkstoffe wie Erde oder Sand aus den Behältern zu entfernen, werden diese in regelmäßigen Abständen geleert und die Störstoffe ausgesaugt. Jährlich wird einer der Behälter gereinigt, um Prozessstörungen zu vermeiden.

Aufbereitung

Nach der Fermentation gelangt das Biogas über Edelstahlleitungen in die Aufbereitungsanlage. Noch vor der eigentlichen Aufbereitung wird ihm in einem ersten Schritt im chemischen Wäscher der Schwefelwasserstoff entzogen. Der abgeschiedene, nun flüssige Schwefel wird zurück in den Nach-Gärfermenter geleitet, während das entschwefelte Gas über einen Tröpfchenabscheider zu einem Wärmetauscher, der als Kältetrockner fungiert, strömt. Im Anschluss wird das getrocknete Gas über Aktivkohle geleitet, auf 5–8 bar komprimiert, erneut getrocknet und wieder durch diverse Filter geleitet. Jetzt wird erst das CO2 vom Methan durch selektive Membranen abgeschieden, dabei steigt der Methangehalt auf >98 %. Als letzter Schritt erfolgt die Überprüfung der Qualität des Biogases mittels Gas-Chromatographen.

Netzeinspeisung

Nach der Qualitätskontrolle wird das Biomethan über die Druckreduzierstation odoriert in das örtliche Gasnetz eingespeist. Übersteigt die produzierte Menge den Verbrauch im örtlichen Gasnetz, so wird das überschüssige Biomethan mit Hilfe eines Hochdruckverdichters auf bis zu 60 bar komprimiert und in das überregionale Transitnetz ohne Odorierung eingeleitet. Dadurch ist eine kontinuierliche Einspeisung gewährleistet. Anlagen wie jene in Bruck können somit einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leisten, denn durch Biomethan lässt sich fossiles Gas in allen Anwendungen (Gasheizung, Hochofen, Gaskraftwerk) 1:1 ersetzen – ohne teure Technologiewechsel.

Biogasanlage Bruck a.d. Leitha

Materialinput: 34.000 t/a Abfälle aus der Lebens- und Futtermittelindustrie, Küchen- und Kantinenabfälle, Abfälle aus der Agroindustrie

Erzeugnisse:

5.200.000 m3/a Biogas
3.300.000 m3/a Biomethan
34.000 m3/a Düngemittel „Terra Juva“
Strom und Wärme (für den Eigenbedarf)

Behälter:

4 × 300 m3 (Lagerung flüssiger Materialien und Oberflächenwasser)
2 × 300 m3 Mischgrube
3 × 3.000 m3 Hauptfermenter
2 × 5.000 m3 Nach-Gärfermenter

Gasaufbereitung: Chemischer Wäscher als Vorbehandlung vor der Gasaufbereitung. 2 Linien zur Aufbereitung von je 500 m3 Biogas/h zu Biomethan mit >98 %.

Betreiber: Biogas Bruck/Leitha GmbH & Co K