Grünes Gas ist die umweltfreundliche Energie der Zukunft: Ein Bild von fallenden Blättern Grünes Gas ist die umweltfreundliche Energie der Zukunft: Ein Bild von fallenden Blättern

Vorbehalte

„Grünes Gas wird durch Greenwashing in ein positives Licht gerückt.“

Der Vorwurf lautet, Erdgas sei ein klimaschädlicher, fossiler Energieträger, der durch gezielte Greenwashing-Aktivitäten in ein positives Licht gerückt werde. Tatsache aber ist, dass Grüne Gase wie Biomethan, Synthetisches Methan und Wasserstoff sowohl erneuerbar, als auch klimaneutral sind.

Im Vergleich zu herkömmlichem Erdgas, sind Grüne Gase erneuerbar, da sie aus nachwachsenden Rohstoffen oder nahezu unbegrenzt nutzbaren Energiequellen gewonnen werden können. Sie sind klimaneutral, da bei der Verbrennung kein zusätzliches CO2 freigesetzt wird. Das Klima bleibt somit unbeeinflusst. Biomethan hat aber die gleiche chemische Zusammensetzung wie Erdgas und kann somit überall da verwendet werden, wo sonst herkömmliches Gas zum Einsatz kommt – ohne Umrüstungen. Außerdem sind Grüne Gase Partner von Wind-, Wasser- und Solarkraft. Denn durch die Umwandlung von überschüssigem Ökostrom in Grünen Wasserstoff, kann die Energie effizient gespeichert und vor allem in den Wintermonaten eingesetzt werden.

“Die Herstellung von Grünen Gasen gefährdet die Lebensmittel­produktion.”

Für die Herstellung von Biogas aus Österreich werden ausschließlich landwirtschaftliche Abfälle verwendet, die sonst entsorgt werden müssten. In den Biogasanlagen werden etwa Stallmist, Stroh oder Forstabfälle in eine wertvolle Energiequelle umgewandelt.

Bei der Biogasproduktion werden keine Lebensmittel, sondern Reststoffe eingesetzt. Bei den rund 1,3 Millionen Hektar Agrarfläche fallen in Österreich enorme Mengen an landwirtschaftlichen Abfällen an. Allein damit hätte Österreich das Potential, seinen Gasbedarf mit Biogas zu decken. Durch die typischerweise kleinen Einzugsgebiete für Biogasanlagen, wird die Umwelt doppelt geschont. Außerdem wird durch Biogasanlagen das heimische Grundwasser geschützt. Wenn landwirtschaftliche Abfälle nicht direkt auf Felder und Wiesen ausgeführt, sondern in Biogasanlagen gebracht werden, ist das ein wichtiger Beitrag zum Grundwasserschutz.

„Die Gaswirtschaft hat keinen Plan für den Umstieg auf Grünes Gas."

Die Gaswirtschaft bereitet seit mehreren Jahren den Umstieg auf Grünes Gas vor und kommuniziert diesen Prozess kontinuierlich. Durch den Umstieg auf Grüne Gase wird die Energiewende klar vorangetrieben. Leitungen und Speicher sind ausreichend vorhanden und die gesetzlichen Grundlagen nehmen langsam Form an.

Für den Umstieg auf Grüne Gase steht alles bereit. Österreichs gut ausgebaute Gas-Infrastruktur lässt sich problemlos für den Transport von Biomethan, Synthetischem Methan und bis zu 10% Wasserstoff nutzen. Bis zum Jahr 2040 soll vor allem die Wasserstoffinfrastruktur ausgebaut werden und an das europäische Wasserstoff-Fernleitungsnetz (H2-Backbone) angeschlossen werden. Das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) sieht vor, dass Österreich bis 2040 klimaneutral ist – hierzu leisten Grüne Gase einen wesentlichen Beitrag.

"Das Grün-Gas-Potenzial reicht nicht aus – die Ergebnisse der, von der Gaswirtschaft in Auftrag gegebenen, Studien dazu sind zweifelhaft.“

Eine zuletzt vieldiskutierte Frage: Kann Österreich seinen Gasbedarf mit Grünem Gas decken? Das Ergebnis zahlreicher Studien liefert darauf eine klare Antwort: Ja, die Umstellung auf Grünes Gas ist machbar.

Zahlreiche Studien, zum Beispiel der Johannes Kepler-Universität Linz, der Montanuniversität Leoben oder der Bioenergy 2020+ belegen, dass Österreich über ein Potenzial von bis zu sechs Milliarden Kubikmeter Grünes Gas verfügt: Vier Milliarden Kubikmeter Biomethan und etwa zwei Milliarden Kubikmeter Wasserstoff. Allein mit diesen realistischen heimischen Grünen-Gas-Potenzialen könnte mehr als die Hälfte unseres Gasverbrauchs abgedeckt werden. Neben den heimischen Potenzialen ist es zudem notwendig, auch die gigantischen ausländischen Energiepotenziale von Sonne im Süden, Wind im Norden oder riesigen Agrarflächen im Osten zu nutzen und Grünes Gas zu importieren.

„Grünes Gas ist ein rares Gut und sollte ausschließlich der Industrie zur Verfügung gestellt werden.“

Eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) zeigt einen hohen Bedarf an Grünem Gas bis 2040, wobei die prognostizierte Nachfrage das Angebot an inländischem Grünen Gas (aus biogenen Rohstoffen) deutlich übersteigt.

Grünes Gas ist also ein beschränkter Rohstoff. Folglich sollte er auch nur da zum Einsatz kommen, wo es keine grüne Alternative gibt. Besonders in der Industrie und in anderen extrem energieaufwändigen Prozessen ist eine sichere und verlässliche Energieversorgung essentiell und Grünes Gas eine hervorragende Alternative zu fossilem Gas. In Bereichen, wie dem Raumwärmemarkt, kann auf Alternativen zurückgegriffen werden. Doch die Potentiale, um den heimischen Gasverbrauch vollständig mit Grünen Gasen zu decken, sind vorhanden. Mit dem Ausbau der Grün-Gas-Produktion und Importen aus EU-Ländern wird eine großer heimischer Wertschöpfungseffekt erzielt und eine leistbare Energiewende ermöglicht.

“Das Beimengen von Grünem Gas ins Gasnetz bringt so gut wie nichts.”

Je mehr Grünes Gas beigemischt wird, desto geringer ist die CO2-Belastung. Beim CO2-Sparen gilt: Die Masse macht’s. Mit dem Umstieg auf Grünes Gas kann ein Haushalt jährlich ohne Komfortverzicht viel CO2 einsparen, denn Grünes Gas ist CO2-neutral, zu 100 % erneuerbar und feinstaubfrei.

Grünes Gas ersetzt Erdgas. Nachgerechnet auf der Basis des Treibhausgas-Emissionen-Vergleichs verschiedener Heizsysteme der Austrian Energy Agency: Bei einer Beimischung von nur zehn Prozent Grünem Gas bedeutet das für ein durchschnittliches Einfamilienhaus unterm Strich etwa 200 Kilogramm weniger CO2 pro Jahr im Neubau beziehungsweise 320 Kilogramm weniger CO2 im sanierten Altbau. Bei einer Beimischung von 20 % das jeweils Doppelte, bei 30 % das Dreifache, und so weiter…

Österreich verfügt zudem über eine hervorragend ausgebaute Gasinfrastruktur. Dieses System, das ursprünglich für die Versorgung mit Erdgas errichtet wurde, funktioniert genauso für die neuen Gase. Rohrleitungen müssen nicht erst errichtet werden, die Infrastruktur steht bereit. Auch Gasbrennwertgeräte funktionieren mit Grünem Gas wie gewohnt, teure Umbaukosten für ein anderes klimaneutrales Heizsystem entfallen.

„Versorgungssicherheit ist kein Thema.“

Österreichs Energieunternehmen sind verpflichtet, die ausreichende Versorgung mit Energie sicherzustellen. Mit dem stark steigenden Ausbau an volatilen regenerativen Energien, also insbesondere Photovoltaik und Windkraft, wird die Frage der Speicherung und die unterbrechungsfreie Stromversorgung immer wichtiger.

Herkömmliche Pumpspeicherkraftwerke oder Batterien können dies nicht leisten. Ökostrom aus Windparks und Solaranlagen, der nicht zeitnah verbraucht wird, verpufft. Es sei denn, er wird in klimaneutralen Wasserstoff umgewandelt. So kann diese Energie im Gasnetz und in den Gasspeichern solange gespeichert werden, bis sie benötigt wird. Die Gasspeicher übernehmen damit wichtige Funktionen für das Gelingen der Energiewende. Stichwort Blackout. Es waren die Gaskraftwerke, die Österreich und Europa am 8. Jänner 2021 vor einem katastrophalen Blackout bewahrt haben. Ohne Gaskraftwerke wäre die Netzstabilisierung nicht möglich gewesen. Ähnliche Situationen werden künftig immer öfter eintreten, zumal der Ausbau der erneuerbaren Energien und die wetterbedingt volatile Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom zu starken Schwankungen im Stromnetz führt.

 

“Biogas rentiert sich nicht.”

Die Produktion von Biogas kann in der Tat teurer sein, als die Verwendung von fossilen Brennstoffen. Jedoch bietet Biogas enorme Chancen und Potentiale hinsichtlich regionaler Wertschöpfung und des Klimaschutzes.

Durch einen Ausbau der Infrastruktur und der Errichtung von neuen Biogasanlagen, können die Kosten zusätzlich gesenkt werden. Zudem können durch die Nutzung von Biomethan regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt werden, da lokale Landwirte ihre Abfälle und Reststoffe zur Energieerzeugung nutzen können. Durch den Ausbau von Biogasanlagen entstehen zahlreiche neue Arbeitsplätze, womit die heimische Wertschöpfung gestärkt wird. Biomethan hat die gleiche chemische Zusammensetzung wie fossiles Gas und kann somit in das bestehende Gasnetz eingespeist werden. Es entstehen also keine zusätzlichen Kosten, da alle herkömmlichen Gasgeräte, wie Gasherd, Gasheizungen und auch industrielle Geräte ohne Umstellung mit erneuerbarem Gas betrieben werden können.  Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Biomethan zwar vor wirtschaftlichen Herausforderungen steht, jedoch auch Chancen bietet, insbesondere in Hinblick auf regionale Wertschöpfung und Klimaschutz.

“Das bestehende Gasnetz kann für Grünes Gas nicht benutzt werden.”

Österreich verfügt über eine der modernsten und best-ausgebauten Gasinfrastrukturen der Welt. In diesen bestehenden Speichern und Leitungen können gigantische Mengen an Energie transportiert werden – auch Grüne Gase.

An das bestehende Gasnetz in Österreich sind etwa eine Million Haushalte angeschlossen. Diese beziehen Gas zum Heizen, Kochen und zur Warmwasserbereitung. Biomethan kann problemlos ins Gasnetz eingespeist werden und ermöglicht den Haushalten so, alle Geräte, die mit herkömmlichem Gas betrieben werden, auch mit Grünen Gasen zu betreiben. Wasserstoff kann bereits mit bis zu 10% beigemischt werden, ohne Brenner oder Therme tauschen zu müssen. In Österreich stehen acht große Gasspeicher bereit, die den Jahresbedarf an Gas decken können. Diese Speicher eignen sich auch, um Grüne Gase zu speichern. Besonders Grüner Wasserstoff, der aus überschüssigem Ökostrom gewonnen wird, kann in den Speichern für eine sichere Energieversorgung sorgen.

“Grüner Wasserstoff benötigt Trinkwasser zur Produktion, welches zunehmend knapper wird.”

Grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse hergestellt, ein Prozess, bei dem Wasser mithilfe von elektrischem Ökostrom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird.

Das Wasser, welches in der Elektrolyse verwendet wird, muss keinen Trinkwasserstandard erfüllen. Tatsächlich kann auch gereinigtes Abwasser oder Meerwasser verwendet werden. Es werden also keine großen Mengen an Trinkwasser benötigt. Im Vergleich zu den Trinkwassermengen, die für die Beregnung von Agrarflächen benötigt werden, wird nur ein Bruchteil für Elektrolyseanlagen verbraucht. Bei der Standortwahl für die Errichtung dieser Anlagen sind auch die regionalen Gegebenheiten und langfristige Folgen zu berücksichtigen, um negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt zu verhindern.

"Grüner Wasserstoff hat keine bestehende Infrastruktur.”

Schon heute kann das Gasnetz Biomethan und SNG ohne Einschränkungen transportieren. Auch bei den Kunden muss dafür nichts geändert oder umgebaut werden – alle Gasgeräte funktionieren mit diesen Gasen problemlos.

Wasserstoff kann mit bis zu 10 % bereits heute zugemischt werden. Durch die laufende Anpassung und Umrüstung der Gasnetze wird als nächster Schritt schon bald ein H2-Anteil von 20 % möglich sein. In manchen Leitungen wird künftig sogar ausschließlich Wasserstoff befördert. Nun wird für die überregionale H2-Versorgung bereits ein europäisches Wasserstoff-Fernleitungsnetz („H2-Backbone“) geplant, an das auch Österreich angeschlossen sein wird. Ein Teil der Fernleitungen soll dafür umgewidmet werden. Über das Verteilnetz werden Wasserstoff und andere Grüne Gase flächendeckend sowohl für die regionale Industrie, Strom- und Fernwärmeversorgung, als auch für die Mobilität und die Wärmeversorgung der Haushalte zur Verfügung gestellt.

“Grüner Wasserstoff ist nicht für die Zukunft.”

Derzeit kostet die Herstellung von grünem Wasserstoff mehr als doppelt so viel als das vergleichsweise schmutzige, graue Gegenstück. Aber das wird sich ändern. Je mehr erneuerbare Energien es gibt – und der weltweite Anteil soll bis 2040 auf 45 % steigen -, desto erschwinglicher wird grüner Wasserstoff werden.

Grüner Wasserstoff benötigt jedoch große Mengen an Strom für die Elektrolyse. Würde man Grauen Wasserstoff gänzlich mit Grünem Wasserstoff ersetzen wollen, würde dies enorme Strommengen verschlingen. Daher soll hauptsächlich überschüssiger Ökostrom für die Produktion von grünem Wasserstoff zur Verwendung kommen, somit muss nicht zusätzlich Strom erzeugt werden, denn ohne die Verarbeitung zu Wasserstoff würde dieser Strom ungenutzt verpuffen. Grüner Wasserstoff alleine löst nicht unser Energieproblem, aber er kann einen wichtigen Beitrag bei der Dekarbonisierung von jenen Sektoren spielen, die schwer zu elektrifizieren sind, wie der Schwerlastverkehr und die Industrie.

„Gas hat keinen Platz in einer klimaneutralen Energiezukunft.“

Die Vorstellung, dass gasförmige Energieträger in der Energielandschaft der Zukunft keinen Platz haben, bedeutet de facto eine reine Stromwende. Ein Szenario also, bei dem der gesamte Energieverbrauch auf Strom umgestellt wird. Ganz ohne Gas – was nicht funktionieren kann.

Warum? Weil Ökostrom nicht in großen Mengen gespeichert werden kann und somit Grünes Gas als Speicher benötigt und auch als Vorsorge und Versicherung für die Stromnetzstabilität dient. Hinzu kommt: Es ist schlicht und einfach nicht genug österreichischer Ökostrom für alle und alles vorhanden: für Haushalte, Industrie, Kraftwerke und Mobilität. Mit einer reinen Stromstrategie aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Wasser und Sonne wird die Energiewende allein aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit dieser Energien nicht zu schaffen sein. Folglich ist eine Strategie, die vornehmlich auf Strom setzt, zum Scheitern verurteilt. Um die Klimaziele zu erreichen, die Haushalte warm und Österreich am Laufen zu halten, braucht es Grüne Gase wie Biomethan, Synthetisches Methan und Wasserstoff. Je rascher fossiles Gas und Öl durch Grünes Gas ersetzt werden, desto besser ist dies für Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und Bevölkerung.

Vorteile von Grünem Gas
Fahrplan Energiewende