19.04.2021

Österreichische Gasnetzbetreiber schließen sich europäischem Wasserstoffnetz an

Die beiden Fernleitungsnetzbetreiber Gas Connect Austria und Trans Austria Gasleitung haben sich vor kurzem der Initiative European Hydrogen Backbone EHB zur Entwicklung eines europäischen Wasserstoffnetzes angeschlossen. Basis dafür sollen die bereits bestens ausgebauten Gasnetze in Europa sein.

Nutzung bestehender Gasleitungen

Die EHB-Initiative möchte ein Wasserstoffnetz mit einer Länge von fast 40.000 km bis zum Jahr 2040 realisieren, das 21 europäische Länder verbindet. Etwa 69 % des vorgeschlagenen Wasserstoffnetzes werden aus bereits vorhandener Gasinfrastruktur bestehen. Die verbleibenden 31 % neu zu bauender Leitungen werden für den Anschluss neuer Abnehmer benötigt und befinden sich in Ländern mit heute kleinen Gasnetzen, jedoch mit hohem erwarteten zukünftigen Wasserstoffbedarf und -angebot. In Österreich wird auf das Potential der bestens etablierten Gas-Routen und insbesondere auf die Gas-Drehscheibe Baumgarten der beiden Fernleitungsnetzbetreiber GCA und TAG zurückgegriffen.

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Gas Connect Austria Verdichterstation Baumgarten.
© Gas Connect Austria

Blending und Deblending

Der erste Schritt zu einem ausschließlichen Wasserstoffnetz könnte über eine Zwischenlösung erfolgen. Schon ab 2030 wäre es möglich, durch die Beimischung von Wasserstoff (Blending) in das bestehende Gasnetz, das die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Italien und Deutschland verbindet, den Energieträger zusammen mit Erdgas zu transportieren. Anschließend würde die Trennung (Deblending) erfolgen, so dass Wasserstoff in hoher Konzentration für Anwendungen zur Verfügung steht.

Österreich als Wasserstoff-Drehscheibe

Bis 2035 könnte einer der parallelen Stränge der TAG-Pipeline umgewidmet werden, um Wasserstoff in beide Richtungen (von Norden nach Süden und umgekehrt) zu transportieren. Außerdem könnten bereits 3 Interkonnektoren zu Italien, Slowenien und Ungarn entstehen, die den Wasserstoff-Transport von Nordafrika und der Ukraine nach Slowenien, Ungarn und via Slowakei und Tschechien nach Deutschland ermöglichen.

Bis 2040 könnte eine zusätzliche Verbindung nach Deutschland hinzukommen, indem die WAG-Pipeline der GCA vollständig umgerüstet wird. Somit wäre eine alternative Transportroute für ukrainischen Wasserstoff nach Deutschland vorhanden. Nach Fertigstellung wäre das österreichische Netz bereit, als effiziente und flexible Wasserstoff-Drehscheibe in der Region zu fungieren. An allen Kopplungspunkten bestünde die Möglichkeit, Wasserstoff in beide Richtungen zu transportieren. Neben dem Transit könnte über das Netz der GCA auch kostengünstiger Wasserstoff zu österreichischen Verbrauchern gelangen, wie z. B. zu einem der größten Stahlwerke Europas, der VOEST in Linz, das bereits Versuche zur wasserstoffbasierten Stahlerzeugung durchführt, sowie zur Raffinerie in Schwechat nahe Wien.

Investitionen erfordern stabilen regulatorischen Rahmen

Die Schätzungen der Gesamtinvestitionskosten des für 2040 geplanten Backbone in der Gesamtlänge von rund 40.000 km liegen zwischen 43 – 81 Mrd. €. Der Transport von Wasserstoff über 1.000 km würde im Durchschnitt 0,11 – 0,21 € pro kg Wasserstoff kosten, was den EHB zu einer kosteneffektiven Option für den Wasserstoff-Transport über lange Strecken macht.

Das endgültige Backbone-Design und der Zeitplan hängen von den zukünftigen Marktbedingungen für Wasserstoff sowie von der Schaffung eines stabilen regulatorischen Rahmens ab.