Vom 30. November bis 1. Dezember 2023 fand der Kongress biogas23, die Fachtagung des Kompost- und Biogasverbandes, statt. Bundesminister Totschnig begrüßte in einer Videoansprache die rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die 40 ausstellenden Firmen. Er betonte, „dass die Erzeugung und Nutzung von Biogas ein Schlüsselfaktor für das Gelingen der Energiewende ist. Um die Potenziale dieses Energieträgers voll auszuschöpfen und dem Ausbau von Biogas einen Schub zu geben, muss die Einspeisung in das Gasnetz vorangetrieben werden.“
Norbert Hummel, Obmann des Fachverbandes Kompost und Biogas, bezeichnete den Kongress als hervorragende Gelegenheit, die Vielfalt und Innovationskraft der Biogasbranche zu präsentieren. So könne man Strom sowohl als Band- als auch als Spitzenlast bereitstellen und durch Netzdienstleistungen auch für die Sicherheit der Stromnetze sorgen. Auch die großtechnische Produktion von Biomethan zur Einspeisung in das Erdgasnetz wird vorbereitet. Durch die lokale Wertschöpfung können die Anlagen zudem wichtige wirtschaftliche Impulse für ländliche Regionen geben.
In Vorträgen wurden unter anderem aktuelle Entwicklungen und Projekte vorgestellt, die zum Ausbau der Biomethanproduktion in Österreich beitragen sollen. So kann die Online-Anwendung InGRID dabei helfen, geeignete Standorte für Anlagen zu identifizieren. Weiters wurden die Ergebnisse eines Forschungsprojektes präsentiert, die unter anderem zeigen, dass die dezentrale Lagerung von Speiseabfällen über einen Zeitraum von bis zu 30 Tagen zu keinem nennenswerten Verlust des Biomethanpotenzials führt.
Biomethan kann nicht nur das chemisch identische fossile Erdgas in Haushalten und Industrie ersetzen. Es bietet auch Lösungen für die Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr, wie der Vortrag eines Vertreters der Firma Shell zeigte. Aufbereitet zu Bio-LNG ermöglicht es geeigneten Lkw ähnliche Reichweiten, wie sie bisher nur mit Dieselantrieb möglich waren.
Aus den Vorträgen und Wortmeldungen wurde deutlich, dass die Anlagenbetreiber dringend das seit langem in Vorbereitung befindliche Erneuerbare-Energien-Gesetz benötigen, um Rechtssicherheit für ihre Investitionen zu haben. In einem Vortrag wurden auch die Auswirkungen der überarbeiteten Bestimmungen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU auf die Biomethanproduktion dargestellt. Sie sollen helfen, das Ziel des REPowerREU-Plans zu erreichen, wonach im Jahr 2030 die Biomethanproduktion in der EU 350 TWh betragen soll.
Die Tagung biogas23 hat erneut gezeigt, dass Biogasanlagen eine Vielzahl organischer Einsatzstoffe verwerten können. Dazu gehören Roh- und Reststoffe aus der Landwirtschaft ebenso wie Abfälle aus Industrie, Gewerbe und Haushalten. Es werden auch bereits Verwertungspfade entwickelt, um das anfallende CO2 wirtschaftlich nutzen zu können. Die Erzeugung von Biogas und Biomethan ist damit eine wesentliche Voraussetzung nicht nur für eine nachhaltige Energiebereitstellung, sondern auch für den Aufbau einer biobasierten Kreislaufwirtschaft in Österreich und Europa.