Wasserstoff wird eine zentrale Rolle im zukünftigen Energiesystem spielen – sowohl für die Dekarbonisierung der Industrie als auch für die langfristige Umgestaltung der Gasinfrastruktur. Damit dieser Wandel sicher und effizient erfolgen kann, braucht es klare und verlässliche technische Regelungen. Mit Dezember 2025 hat die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) eine neue Wasserstoffrichtlinie veröffentlicht und zwei bestehende Regelwerke überarbeitet. Als Partner der diesjährigen H2-Convention präsentierte Michael Obermann, ÖVGW-Referent für erneuerbare Gase, die Neuerungen vorab im Rahmen der mehrtägigen Veranstaltung in Linz.
Neuveröffentlichung: H E320 „Wasserstoff-Druckregelstationen“
Die neue Richtlinie schafft ein einheitliches Verständnis für die Planung, Errichtung und Erstprüfung von Wasserstoff-Druckregelanlagen. Sie beschreibt detailliert:
- welche Komponenten erforderlich sind
- welche Sicherheitsanforderungen gelten
- wie Anlagen zu situieren und prüfen sind
- welche Voraussetzungen für die Inbetriebnahme bestehen
Damit werden erstmals gemeinsame Qualitätsstandards für Wasserstofferzeuger und -abnehmer im Bereich Druckregelung definiert.
Aktualisierung: H B100 „Wasserstoffbeschaffenheit“
Die Richtlinie definiert, welche Wasserstoffbeschaffenheiten in österreichischen Gasnetzen zulässig sind (Grad A: 98 % H2 und 99,97 % H2) und welche maximalen Verunreinigungen akzeptiert werden. Hintergrund der Überarbeitung ist eine Anpassung der internationalen Norm ISO 14687 („Hydrogen fuel quality – Product specification“). Durch aktualisierte Referenzpunkte schafft das Regelwerk klare Qualitätsstandards, sowohl für Erzeuger als auch für Abnehmer.
Aktualisierung: H E200 „Wasserstoffleitungen“
H E200 regelt die Planung, Errichtung und den Betrieb neuer Wasserstoffleitungen. Auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, beispielsweise aus ÖVGW-Forschungsprojekten wie dem FFG-geförderten Projekt HyGrid², konnten bisher strengere Vorgaben gelockert und neue Verweise auf Normen sowie ÖVGW-Qualitätsstandards ergänzt werden. Die Überarbeitung sorgt für mehr Klarheit und erleichtert allen Beteiligten die Umsetzung neuer Leitungsprojekte.
Mehrstufiges Verfahren zur Erstellung und Überarbeitung
Neue und Aktualisierte Richtlinien entstehen im ÖVGW-Fachausschuss „Wasserstoffanlagen“. Arbeitsgruppen aus ÖVGW-Mitgliedsunternehmen und externen Stakeholdern erarbeiten die Inhalte innerhalb ein bis zwei Jahren. Anschließend gehen die Entwürfe an den Fachausschuss sowie alle ÖVGW-Mitglieder zur Stellungnahme. In weiterer Folge werden sie in engem Austausch mit den Behörden (Amtssachverständigen der Bundesländer) sowie den Arbeitsgruppen und dem Fachausschuss diskutiert, finalisiert und schließlich veröffentlicht.
ÖVGW setzt Qualitätsstandards für Wasserstoff-Komponenten
Ergänzend zu den technischen Richtlinien definiert die ÖVGW auch Qualitätsstandards für zentrale Komponenten der Wasserstoffinfrastruktur. Der ÖVGW-Qualitätsstandard QS-H 137/1 (Veröffentlichung: Jänner 2026) legt Anforderungen und Prüfverfahren für metallische Absperrarmaturen gemäß ÖNORM EN 13774 und ÖNORM EN 14141 fest, die für gasförmigen Wasserstoff nach ÖVGW-Richtlinie H B100 geeignet sind. Damit schafft die ÖVGW zusätzliche Sicherheit und Klarheit für den Einsatz dieser Bauteile in Erzeugung, Transport, Verteilung und Anwendung von Wasserstoff.