19.06.2023

Windstrom für Wasserstoff und Wärme

Die Herstellung von Grünem Wasserstoff aus erneuerbarem Strom ist bereits sehr effizient möglich. Beim Elektrolyseverfahren können bis zu 75 % der Energie des eingesetzten Stroms in Wasserstoff umgewandelt werden. Es wird jedoch daran geforscht, noch höhere Wirkungsgrade zu erzielen. Dies kann z.B. durch die Nutzung der bei der Elektrolyse anfallenden Wärme erreicht werden.

Im Juni wurde in Neusiedl am See im Burgenland eine Pilotanlage in Betrieb genommen, in der erneuerbarer Strom in Wasserstoff umgewandelt wird und die dabei entstehende Abwärme in eine bestehende Power2Heat-Anlage eingebracht wird.

Der Strom für die Wasserstoffproduktion stammt aus Windkraftanlagen auf der Parndorfer Platte, einer der windreichsten Binnenregionen Europas. Bereits seit mehreren Jahren wird überschüssiger Windstrom von dort genutzt, um in Neusiedl am See in einem Biomasseheizwerk eine Hochleistungswärmepumpe zu betreiben, die 1000 Haushalte mit Fernwärme versorgt.

In einer Pilotanlage soll nun die Kopplung von Windstromerzeugung mit der Fernwärme- und Wasserstoffproduktion untersucht werden. „Strom muss in der Sekunde verbraucht werden, in der er erzeugt wird“, erklärt Markus Keding, Geschäftsführer der Forschung Burgenland, einer wissenschaftlichen Einrichtung, die das Pilotprojekt betreut. „Daher stellt sich die Frage, wie der erzeugte Strom zum Zeitpunkt der Erzeugung bestmöglich genutzt werden kann“, so Keding weiter.

In einem auf Solar- und Windenergie basierenden Energiesystem, wie es im Burgenland entsteht, bietet Wasserstoff das Potenzial, saisonale Schwankungen auszugleichen. Um das Zusammenspiel von Strom-, Wärme- und Wasserstofferzeugungsanlagen untersuchen zu können, wurde in der Energiezentrale Neusiedl eine Wasserstofferzeugungsanlage errichtet. Die Anlage kann 1,8 Normkubikmeter Wasserstoff pro Stunde erzeugen. Dabei fällt Abwärme mit einer Temperatur von 45 °C an, die als Wärmequelle für die vorhandene Wärmepumpenanlage genutzt werden soll.

Der erzeugte Wasserstoff wird in Gasflaschen – so genannten Flaschenbündeln – zwischengespeichert. Damit steht er für die Rückverstromung mittels Brennstoffzellentechnologie in windstillen Zeiten zur Verfügung. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt in Neusiedl am See sollen helfen, die erprobten Technologien in Zukunft in größeren Wasserstoffanlagen einzusetzen.